Das Wort und das Bild.
141
kaum‘. — (Die Wahrheit zu sagen: ich habe nur ein Studenten
interesse daran. Ich möchte meine früheren Studien revidieren
und zum Abschluß bringen.)
*
Wie kann man dem Wort seine Macht wiedergeben? Indem 3. XII.
man sich immer tiefer mit dem Worte identifiziert.
Zu jenem innersten Kern der Person und Nation durchdringen,
wo die bewegenden Gedanken herkommen.
*
Um den Kubismus zu verstehen, muß man vielleicht die
Kirchenväter lesen.
Auch Janco räumt ein, daß der letzte Picasso zur Archi
tektur gehört und von der Malerei kaum mehr die Farbe und
den Bildrahmen behält. Die Architektur fängt an, wo die Malerei
aufhört: beim Grundriß.
*
Die Kunst beginnt sich mit den asketischen und priester- 4. XII.
liehen Idealen zu beschäftigen. Was könnte man von den mittel
alterlichen Miniaturen, von Giotto, Duccio und Byzanz ver
stehen, wenn es nicht so wäre? Es ist ein Umwerben der
Kunst, wo sie am lebendigsten glüht; ein Geschmack für den
endgültigen Ausdruck der Dinge und des Lebens. Und dieser
Sinn ist von der Zeit diktiert, nicht von der Neigung. Es ist ein
Sinn für das bedrohte Selbst.
*
Die Kunst ist der Religion bei weitem näher als die Wissen
schaft. Es ist mir ein unerfindlicher Gegensatz, wenn Nietzsche
einer Verschwisterung von Religion und Wissenschaft die Kunst
entgegenstellt. Das ist nur verständlich, wenn er die Kunst als