MOORES «LIEGENDE>» VON 1957
UND
PEVSNERS «SIEGESSÄULE>» VON 1946
Die wichtigsten Neueingänge an Kunstwerken des
20. Jahrhunderts sind zwei Plastiken, die eine von Henry
Moore, die andere von Antoine Pevsner, Von beiden Künst-
lern, die, in je verschiedener Weise, zu den bedeutendsten
Plastikern der Gegenwart gehören, besaß das Kunsthaus bis-
her kein‘ Schaffenszeugnis — Lücken, die nunmehr aufs
glücklichste geschlossen sind.
Die Plastik von Moore ist eine Schenkung der Brüder
Walter und Werner Bär. Es handelt sich um die Bronze-
Fassung der 1957 vor dem UNESCO-Gebäude in Paris auf-
gestellten Steinfigur einer «Liegenden.* Durch Henry Moore
ist England erstmals seit Jahrhunderten, nämlich seit
dem Mittelalter, wieder in den Besitz einer Bildhauerei von
mehr als bloß nationaler Relevanz gekommen. Zwar hat
Moore nicht eigentlich schulbildend gewirkt, aber doch trat
in seinem näheren oder weiteren Gefolge ein ganze Anzahl
von Bildhauern in England auf, denen seine Kunst die Zunge
löste; um nur die hauptsächlichsten Namen zu nennen: Bar-
bara Hepworth, Reg Butler, Kenneth Armitage, Lynn Chad-
wick. Die höchst delikate Frage, ob der englischen Kunst
überhaupt ein genuines, ursprüngliches Verhältnis zur pla-
stischen Gestaltung eigne — für manche Epochen ist sie zu
verneinen —, und wenn ja, unter was für spezifischen, sich
vom Kontinentaleuropäischen abhebenden Sonderaspekten es
sich jeweils äußere, kann hier nicht erörtert werden; daß man
seit Moore die Frage eindeutig positiv beantworten muß, ist
jedenfalls ein nicht wegzuleugnendes Phänomen.
Neben dem Thema «Mutter und Kind» ist das Thema. der
<«Liegenden». der «Reclining Figure», ein Leitbild von Moores
i Liegende:; Bronze; Höhe 128 cm, Breite 227 cm. Tiefe 115 cm.
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