unmittelbar rechts stehende Rückenfigur als seine Schwester
Marie, die den Maler K.-X. Roussel geheiratet hatte, identi-
fiziert werden; die drei Frauenfiguren rechts seien nicht zu
bestimmen. Diese Ausführungen geben insofern zu Zweifel
Anlaß, als das Aussehen Redons aus zeitgenössischen Darstel-
lungen — am berühmtesten ist wohl Maurice Denis’ Gruppen-
bild «Hommage ä Cezanne», das die mit großer Porträt-
ähnlichkeit wiedergegebenen Nabis um ein Stilleben von
Cezanne versammelt? — recht gut bekannt ist und sich nur
schwerlich mit dem Lesenden in Vuillards Interieur in Ver-
bindung bringen läßt. Als unser Bild 1897 entstand, war
Redon bereits 57 Jahre alt; sein mächtiger, beinahe kahler
Kopf wurde von hellgrauen, fast weißen Haaren umrahmt,
ein kräftiger Schnauz und ein kurzer Bart trugen dieselbe
Farbe. Viel wahrscheinlicher scheint uns eine Identifizierung
des Lesenden mit K.-X. Roussel, der von Vuillard mehrmals
porträtiert wurde® und dem er ja durch verwandschaftliche
Beziehungen viel näher stand als dem um beinahe dreißig
Jahre älteren Redon, den er zweifellos wie alle Nabis sehr
verehrte.? Jedenfalls würden die hellbraune Haarfarbe wie
auch der Haaransatz, der große Schläfenecken freiläßt, mit
den vorhandenen Dokumenten, die Roussel wiedergeben, über-
einstimmen.®
Es gehört zu Vuillards Malweise der Jahre vor 1900 —
wir werden weiter unten darauf zurückkommen —, die zeich-
nerischen Details in ein farbiges Gewebe umzusetzen, was die
Identifizierung der Gesichter erschwert. Daß Vuillard offen-
sichtlich nicht an einer Betonung des Porträthaften gelegen
ist, zeigt sich auch darin, daß diese Gesichter im Schatten,
in starken Verkürzungen, dem Betrachter abgewendet oder wie
5 Fritz Hermann, Die Revue blanche und die Nabis, München 1959, Abb. 1.
8 Jacques Salomon, Vuillard, Paris 1945, Abb. S. 15, 48.
? Ueber das Verhältnis der Nabis zu Redon siehe Hermann, op. cit. S. 166 und
318.
8 Vergl. die Photographie, die Salomon op. cit. S. 15 wiedergibt.
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