SCHENKUNG FRAU NELLY BÄR
Da, wie bereits im vorderen Teil des Jahresberichts erwähnt, die außer-
ordentlich bedeutende Schenkung von Frau Nelly Bär in einem speziellen
Sammlungsheft gewürdigt werden soll, können wir uns hier relativ kurz
fassen. Beabsichtigt ist, die einzelnen Werke der Schenkung katalogartig
zu beschreiben, während hier dargelegt werden soll, wie sich die ge-
schenkten Plastiken und Zeichnungen in die bestehende Sammlung des
Kunsthauses einfügen und diese ergänzen. Dadurch, daß der Direktion
das seltene Privileg zuteil wurde, die Schenkung zusammen mit der Stif-
terin aus einem weit größeren Sammlungsbestand auszusondern, konnte
manche bereits ansehnliche Werkgruppe wesentlich verstärkt werden;
alle der in der Schenkung Bär vertretenen Künstler waren zuvor im Kunst-
haus präsent — für alle bedeutet jedoch die Schenkung eine hervorragende
Intensivierung innerhalb unserer öffentlichen Sammlung. .
Dies gilt für die Väter der modernen Bildhauerei — Rodin und Maillol —
so gut wie für die wichtigsten Maler-Bildhauer des frühen 20. Jahrhun-
derts, Renoir, Matisse und Picasso, wie für Bourdelle, Despiau, Laurens,
Marino Marini. Zu den acht Bronzen Rodins, worunter das monumentale
Höllentor, sind zwei besonders qualitätvolle Plastiken gekommen, die
michelangeleske «Femme accroupie» und der titanisch aufragende Bal-
zac, die wohl eindrücklichste Fassung der Entwürfe zum Denkmal des
Dichters am Boulevard Raspail. Titanisch ist auch der Kopf Beethovens
von Bourdelle zu nennen, dessen Sappho den Mittelpunkt unseres Plastik-
hofes zwischen dem Altbau und dem Ausstellungsflügel bildet. Maillol,
dessen «Hommage ä Cezanne » bereits letztes Jahr als Geschenk von Frau
Nelly Bär in unsere Sammlung einging, ist dank der Figur «Pomona»
von 1922 nunmehr mit sechs Hauptwerken aus allen seinen Schaffens-
zeiten vertreten. Daß zu Beginn unseres Jahrhunderts von Künstlern, die
primär als Maler gelten, bestimmende Impulse auf die Skulptur ausge-
gvangen sind, ist eine höchst bedeutsame Tatsache: um so glücklicher
schätzen wir uns, daß mit der «Petite Venus debout» nun auch Renoir