punkt», ein Bild, das den Höhepunkt der ersten ungegenständlichen Phase
in Ittens Schaffen bildet. Eingeleitet wird diese Periode, die zu den Pio-
nierleistungen der europäischen Kunst zählt, durch das 1916 entstandene
Bild «Die Begegnung», das seit längerer Zeit dem Zürcher Kunsthaus
gehört. Mit diesem Bild stößt Itten auf der Grundlage der methodischen
Lehren von Adolf Hölzel (1853-1934) in Stuttgart, dessen Schüler er von
1915 bis 1916 war, erstmals ins Abstrakte vor. Auch hier handelt es sich
um die Begegnung von Kontrasten, trifft sich doch im optischen Zentrum
des Bildes eine aus den Spektralfarben gebildete Spirale mit einer gegen-
läufigen, nicht farbigen Bewegung, die von Schwarz über mehrere Grau-
stufen bis Weiß reicht. Handelt es sich bei diesem Werk um einen ersten,
vergleichsweise einfachen Bildaufbau, dem die Ausgewogenheit des Klas-
sischen eignet, so werden die farbigen und formalen Elemente in «Auf-
stieg und Ruhepunkt» ins Vielschichtige gesteigert, indem sich die ein-
zelnen, teilweise transparent gewordenen Bewegungsströme überlagern
und durchdringen. Über einem aus stehenden Rechtecken geformten
Bildgrund wird. die Aufwärtsbewegung in mehreren Energiebahnen, vor
allem Spiral- und Pyramidenformen, geführt, die von schwebenden Farb-
rädern begleitet werden. Die gleichgewichtig gebaute Komposition ver-
meidet eine strenge Symmetrie, die durch die Betonung der Mittelachse
zwar angedeutet, jedoch nur in den durch Farbbrechungen gebildeten,
liegenden und übereinander angeordneten Rhomben, die die ganze Bild-
breite ausmessen, deutlich ausgesprochen wird. Im Entstehungsjahr des
Gemäldes, 1919, wird Itten von Walter Gropius an das neu gegründete
Bauhaus in Weimar berufen; damit setzt Ittens jahrzehntelange Lehr-
tätigkeit ein, die ihm nach seinem Austritt aus dem Bauhaus (1922) über
Berlin (Itten-Schule) und Krefeld (Höhere Fachschule für textile Flächen-
kunst) schließlich nach Zürich führt und die sein malerisches Schaffen
zeitweise etwas in den Hintergrund rücken läßt. Immerhin entstand noch
in Weimar ein so eigenständiges, wiederum aus dem Kontrast naturnaher