fast möchte man sagen, blind arbeiten muß, enthüllt doch erst der Brand
die endgültige, farbige Wirkung. Dazu kommt, und man muß sich vor-
stellen, was das bedeutet, daß die vorbereiteten Platten, das heißt die
ganze, riesige Fläche der zukünftigen Wand, am Boden liegt, was, wie jeder
weiß, der mit Bildern umgeht, gewissermaßen eine Veränderung der
Perspektive bewirkt und kein Zurücktreten und Abstandnehmen erlaubt.
Der Künstler steht also auf der zu bearbeitenden Fläche und muß aus dem
Erlebnis dieser Konfrontation heraus gestalten. Fast könnte man von
Action Painting sprechen, jedenfalls von einem Arbeiten aus dem Augen-
blick heraus, aus dem direkten Kontakt mit dem Material. Spontaneität
allerdings, die den Plan des Ganzen nicht aus den Augen läßt, ein Kom-
ponieren nach einem vorgefaßten, aber nicht in jeder Einzelheit bestimm-
ten Plan. Wie weit die Freiheit vom Entwurf geht, dafür gibt die Ent-
stehung des Werkes für Zürich einen Begriff. Mirö hat dazu eine Aquarell-
skizze gemacht, um dem Auftraggeber einen Begriff vom Geplanten zu
geben. Vergleicht man jedoch das ausgeführte Werk mit dem Aquarell,
so ist der Abstand so groß, daß dieser erste Entwurf in der Ausführung
kaum mehr zu erkennen ist. Sicher hat Mirö den Sprung von diesem
ersten Entwurf zur fertigen Wand nicht auf einmal getan. Er hat zweifel-
los weiter gearbeitet, vielleicht auch Skizzen gemacht, sicher jedoch sich
große Freiheit gewahrt. Im fertigen Werk ist das Gefüge von Flächen und
linearen Zügen kontrastierend überspielt von spontanen, malerisch hin-
veworfenen, ja gespritzten Farben. Fast möchte man eine Entsprechung
finden zum Titel des Werkes « Oiseaux qui s’envolent», zu der Bewegt-
heit des Auf- und Ausbruches. Wie denn auch die Komposition des Gan-
zen in gewissem Sinne zentrifugal ist. Wohl geben die fest umrissenen
Flächen rechts, in Rot, Grün und Schwarz, in denen man, wenn man will,
einen Baum sehen kann, einen gewissen Halt und Abschluß, einen
Gegensatz auch zu dem spontan gespritzten, großen schwarzen Fleck
links, in den ein gelbes Auge gesetzt ist und in dem man eine etwas un-