Volltext: Jahresbericht 1973 (1973)

ZWEI WERKE DER AUSEINANDERSETZUNG MIT DEM KUBISMUS 
Roger de la Fresnaye, «La femme aux nuages», um 1911112 
Mit La femme aux nuages (Abb. 6) ist der französische Maler Roger de la 
Fresnaye zum ersten Mal in der Sammlung des Kunsthauses vertreten. 
Das Bild, das bereits seit längerer Zeit als Leihgabe im « Kubistensaal » 
hängt, ist ein Geschenk von Herrn Kaganowitch in Erinnerung an seine 
Frau Rosy Wyspa. Es gehört in die Schaffensperiode La Fresnayes, die 
von der Auseinandersetzung mit dem Kubismus bestimmt wurde. La 
Fresnaye kam um 1911 mit den Kubisten in Berührung. Er schloß sich 
dem «Groupe de Puteaux» an, der sich regelmäßig im Atelier von 
Jacques Villon traf und zu dem unter anderen Gleizes, Metzinger, Leger, 
Picabia und Duchamp gehörten. La Fresnaye nahm 1912 zusammen mit 
dieser Künstlergruppe an der Ausstellung «Section d’Or» in der Galerie 
de la Boätie in Paris teil. Die meisten Maler der «Section d’Or» standen 
dem analytischen Kubismus von Picasso und Braque mit Vorbehalten 
gegenüber. Sie kritisierten an ihm vor allem seine Gleichgültigkeit 
gegenüber dem Menschen und seine Ablehnung der Farbe. Obwohl sie 
seine formalen Mittel teilweise übernahmen, waren sie nicht bereit, ähn- 
lich radikal mit den traditionellen Körper- und Raumvorstellungen zu 
brechen. 
La Fresnayes Bild spiegelt diesen Zwiespalt wider. In seinem weiblichen 
Akt stehen sich kubistisch aufgebrochene Konturen und realistische Ge- 
schlossenheit des Körpers gegenüber. Während Picasso und Braque ihre 
Figuren und Gegenstände in kristallinische Formen aufsplittern und um 
1911/12 bereits mehr und mehr ins Flächig-Geometrische und fast Ab- 
strakte auflösen, bleibt La Fresnaye dem Imitativen verhaftet. Sind im 
analytischen Kubismus Licht und Schatten so verteilt, daß jede Facette 
ihre eigene Beleuchtung hat und sich keine zusammenhängenden Körper 
bilden, so läßt La Fresnaye Arme, Brüste, Hüfte und Beine der Frauen- 
gestalt in fast illusionistischer Weise durch Aufhellung der gewölbten 
3A
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.