doch gerade dieses Bild beschreibt.» Obwohl dieser letzte Satz sich ur-
sprünglich nicht auf unser Bild bezieht, besitzt er auch für dieses seine
volle Gültigkeit. Die sparsame Bedingungslosigkeit, die von jedem anek-
dotischen Detail absieht, zeigt gerade hier an, wie nah Magritte an den
absoluten Gedanken herangekommen ist.
Auch bei den Bildern des um zwei Jahre jüngeren Yves Tanguy ist man
versucht, von Mysterium zu sprechen, auch wenn dieser grundsätzlich
andere Wege geht. Zwar bekennt sich Tanguy wie Magritte zum Früh-
werk von Giorgio de Chirico; Tanguy seinerseits berichtet später, daß er
beim Anblick eines Bildes von Chirico beschlossen habe, Maler zu werden.
Wenn auch diese Künstleranekdote (die mit andern Namen immer wieder
zu hören ist) Tanguys Entschluß in der Form der Zeitraffung erzählt, so
ist doch gesichert, daß dieser zu Beginn der zwanziger Jahre die Malerei,
was das Metier betrifft, ohne jegliche Vorbildung aufgenommen hat. Seine
früheren Werke lassen denn auch an die Bilder der einer magischen Ding-
erfahrung verpflichteten sogenannten Naiven Maler der Rousseau-Nach-
folge denken. 1925 jedoch lernt Tanguy Andre Breton kennen, und nur
zwei Jahre später gelingt ihm der Durchbruch zum eigenen, unverwech-
selbar persönlichen Stil. Bereits 1926 beschäftigt er sich mit dem für die
Folgezeit zentralen Problem der schwebenden Figur. Eine Afrikareise 1951
löst die Serie der Landschaftsbilder aus, in denen abgestufte Tafelfelsen
die Bildgründe dominieren, läßt ihn jedoch auch an seine Jugendzeit zu-
rückdenken, während der er wiederholt in Locronan in der Bretagne seine
Ferien verbracht hat; die bretonische Landschaft mit ihren vorgeschicht-
lichen Dolmen und Menhiren, aber auch die felsig zerklüftete Atlantik-
küste dürfen als Erinnerungsvorbilder für Tanguys Malerei genannt wer-
den. Diese und andere Erinnerungsbilder gehen jedoch unter Tanguys
inzwischen geschmeidig, beinahe virtuos gewordenem Pinselstrich eine
eigenartige Metamorphose ein. Jedes einzelne Motiv, dem Gegenständ-
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