Volltext: Jahresbericht 1975 (1975)

galt, wenn das Kunsthaus mit Schwierig- 
keiten zu kämpfen hatte. Wie viele hoch- 
beschäftigte Leute hatte er immer Zeit, wenn 
es darauf ankam. Mit Recht betonte Herr 
Stadtpräsident Widmer in seiner Ansprache, 
dass er sich an keine Sitzung des Vorstandes 
erinnere, die Dr. Schaefer nicht selbst 
oräsidiert hätte. 
Er sah die Dinge aus Distanz und im 
Grossen; worauf es ihm ankam, war UÜberein- 
stimmung in den Zielen. Wenn er diese 
voraussetzen konnte, war er bereit, im einzel- 
nen nach aussen auch Dinge zu vertreten, 
die Ihm persönlich nicht lagen. Austragung 
von Differenzen, Kritik an Massnahmen 
behandelte er als Interna; gegen aussen über- 
nahm er die volle Verantwortung. Er hat 
das Präsidium kurz nach der Einweihung des 
Ausstellungsflügels übernommen, erkannte 
aber mit sicherem Blick bald, dass in Zukunft 
für die Sammlung mehr Platz geschaffen 
werden müsse. So stiftete er 1968 zusammen 
mit Frau Dr. O0. Mayenfisch den von Architekt 
Bruno Giacometti geplanten Saal im 2. Stock 
des alten Kunsthauses. Das Zusammen- 
gehen in diesem Falle wirkte sich weiter aus 
und führte zu der Stiftung eines neuen 
Flügels durch Frau Dr. Mayenfisch, So 
erscheint es sinnvoll, dass seine letzte Amts 
handlung als Präsident darin bestand, der 
Generalversammlung zu beantragen, Frau 
Dr. Mayenfisch zum Ehrenmitglied der 
Gesellschaft zu ernennen, was mit Akklama- 
tion beschlossen wurde. Wir möchten 
Herrn Dr. Schaefer auch an dieser Stelle für 
alle Arbeit, die er im Dienste der Kunstgesell- 
schaft und des Kunsthauses geleistet hat, 
und für die Grosszügigkeit und Überlegenheit 
seiner Geschäftsführung danken. 
Gleichzeitig mit Herrn Dr. Schaefer trat, wie 
erwähnt, auch Herr H. C. Bechtler als Vizeprä- 
sident und Präsident der Sammlungskommis 
sion zurück. Das Amt eines Präsidenten der 
Sammlungskommission ist ein sehr verant- 
wortungsvolles, ist doch die Sammlung das, 
was auch in der Zukunft bestehen bleibt 
und was für spätere Generationen das Gesicht 
des Museums bestimmt. Dafür trägt der 
Präsident zusammen mit der Kommission, dem 
Vorstand und der Direktion die Verantwor- 
tung. Es fällt ihm aber zugleich die nicht 
immer leichte Aufgabe zu, die Beschlüsse der 
Kommission Im Vorstand zu vertreten. 
Herr Bechtler hat dieses Amt während 15 Jah 
ren mit begeistertem Einsatz und mit Um- 
sicht versehen. Als leidenschaftlicher Sammler 
moderner Kunst war er dafür besorgt, dass 
die Kunst der Gegenwart bei den Ankäufen so 
berücksichtigt wurde, wie es für ein Museum 
vorwiegend neuerer Kunst notwendig ist. 
Sein realistischer Sinn liess ihn aber auch 
erkennen, dass eine Museumssammlung 
anders sein muss als eine private und dass es 
von der Kunsthaussammlung her gesehen — 
nötig werden kann, auch ältere Werke zu 
erwerben. Der dem Geschäftsmann eigene 
Sinn für das Mögliche erlaubte ihm dabei, 
trotz den relativ bescheidenen Mitteln, die den 
Kunsthaus für Ankäufe zur Verfügung 
stehen, ein Optimum zu erreichen. In man- 
chen Fällen setzte er dabei eigene Mittel ein 
wofür eine Reihe von ihm und von An- 
gehörigen seiner Familie geschenkter Werke 
zeugen. Seine Gabe der klugen und festen 
Konzilianz kam ihm im Umgang mit der 
notwendigerweise aus Individualisten beste 
henden Sammlungskommission und mit 
dem Vorstand ebenso zustatten wie im Ver- 
kehr mit Künstlern und Kunsthändlern und 
erlaubte Ihm, manches zu erreichen, was 
zunächst schwer realisierbar schien. Die 
Kunstgesellschaft und das Kunsthaus haben 
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