Volltext: Jahresbericht 2009 (2009)

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tigen Salonmaler, der sowohl durch ungewöhnliche 
Sujets als durch vielfältig innovative Malweisen über- 
raschte und K ritik und Kunstwelt fesselte. Während 
die Neue Pinakothek, damals das führende Museum 
für Avantgarde-Kunst, über dreissig Werke von ihm 
erwarb, war er im Kunsthaus ebenso wenig vertreten 
wie die meisten seinesgleichen: Die Sammlung Müller 
eröffnet hier ganz neue Perspektiven in einen grossen 
Bereich der Kunst des 19. Jahrhunderts, der vielleicht 
heutigen Erscheinungen verwandter ist, als esauf den 
ersten Blick erscheinen mag. Die nicht minder gross- 
zü gige finanzielle Unterstützung von Frau Müller, die 
wir hier mit besonderem Dank hervorheben möchten, 
ermöglichte es, dass Gian Casper Bott den Bestand 
sorgfältig wissenschaftlich aufarbeiten, eine reprä- 
sentative Ausstellung, die viele faszinierte, einrichten 
und ein grundlegendes Katalogbuch verfassen konnte. 
In denkbar grossem Gegensatz zu den ausufern- 
den Experimenten Kellers steht die andere, allerdings 
wesentlich kleinere Werkgruppe eines Künstlers, die 
letztes Jahr in die Sammlung aufgenommen wurde. 
Carlo Vivarelli, in der Nachkriegszeit ein international 
führender Graphiker, gehörte zur zweiten Generation 
derZürcherKonkreten.Erwarvon1975bis1978Mit- 
glied der Ausstellungskommission und anschliessend 
biszuseinemTod1986imVorstandderKunstgesell- 
schaftundistallen,dieihmbegegneten,alsbesonders 
sympathische Persönlichkeit in bester Erinnerung. Er 
vermachte seinen künstlerischen Nachlass der Kunst- 
gesellschaft vorbehältlich der Nutzung durch seine 
FrauElvira,die2008starb.InderBeschränkungaufdas 
Quadrat der Leinwand, das nach logisch nachvollzieh- 
baren geometrischen Prinzipien in horizontal und verti- 
Eine sowohl in ihrem Umfang wie von ihrer Ausrich- 
tung überraschende Bereicherung erfuhr die Samm- 
lung 2009 durch die ausserordentlich grosszügige 
Schenkung von Frau Hannelore Müller. Ihr Mann, der 
Chemiker Dr. Oskar A. Müller, war ein passionier- 
terSammler,dersichganzaufdasWerkAlbertvon 
Kellers konzentrierte, und es gelang ihm, aus allen 
Bereichen des vielfältigen Schaffens dieses in seiner 
Zeit berühmten Salon-Künstlers und Sezessionis- 
ten repräsentative Werkgruppen zu erwerben. Seine 
intensive Auseinandersetzung mit Persönlichkeit und 
Wirken des Malers erstreckte sich auch auf archiva- 
lische Studien und die Dokumentation seiner Lebens- 
sphäre,sodassernichtwenigeralsdreiBücherüber 
ihn verfassen konnte. Albert von Keller entstammte 
einer alten Zürcher Familie, die seit dem 17. Jahr- 
hundertnebendenFüssliundMeierzudeninKunst 
und Kunstgewerbe führenden der Stadt gehörte. Im 
Kunsthaus hängt das Porträt seines Vorfahren Baltha- 
sar Keller, des Erzgiessers Ludw igs XIV., gemalt von 
dessen Hofmaler Rigaud; die Altzürcher Sammlung 
des Obersten Johann Caspar Keller zum Mohrenkopf, 
eines Gründungsmitglieds der Künstlergesellschaft, 
bildete den Ausgangspunkt unserer Gemäldesamm- 
lung; sein Sohn Heinrich leistete mit seinem «Dio- 
medes», ebenfalls ein Geschenk der Familie, einen 
wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der klassizisti- 
schen Skulptur in Rom. Als aussereheliches Kind in 
Gais geboren und von seiner Mutter in Deutschland 
sorgfältig in intellektuellen und künstlerischen Krei- 
sen erzogen, entwickelte sich Albert in München fern 
von der provinziellen Zünfter-Stadt allerdings zu einem 
völlig anderen Künstlertyp, dem verblüffend pinselfer- Sammlung
	        
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