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dringe nid bedurften. Seit dem Untergang der antiken
Welt waren es zuerst die Heeresifürsten von Kara
korum, die über wohl ausgearbeitete Veldzugspläne
unld vorzüglich organisierte Generalstäbe verfügten.
Das Grundprinzip Ider mong-olischen Kriegskunst
war, stets mit überwältigenider numerischer Ueber-
macht aufzutreten. Ausdrücklich hebt Schiemann her
vor, daß Batu Khan, der mongolische Eroberer Ruß
lands, ein Meister in Flankenmärschen und in der Ein
kreisung war.
Kläglich unentwickelt war im damaligen Europa
das Belagerungs- und Geschützwesen. Trotz des eben
falls primitiven Charakters des damaligen Festungs
baus waren ummauerte Städte und Burgen kaum
anders als durch Hunger zu nehmen. Erst die Mon
golen schafften hier Remedur und brachen einer glor
reichen Entwicklung Bahn, vor deren gewaltigen Re
sultaten wir heute mit bewundernder Ehrfurcht
stehen. Dsching'iskhan, Batu, Hulagu usw. verstanden
es, den Fleiß, die Erfindungsgabe, das Genie chinesi
scher, persischer, arabischer, armenischer usw. Bau
meister und die ganze hochentwickelte Industrie des
Orients in den Dienst ihrer gigantischen Kriegspläne
zu stellen. Für uneinnehmbar galten die festen Mauern
von Kiew: aber ein tüchtiges Bombardement mit
riesigen Steinen, das der aus gewaltigen Wurf
maschinen bestehende Artilleriepark Batu Khans vor
nahm, genügte, den Widerstand der russischen Haupt
stadt zu brechen. Wenn die Stelle eines arabischen
Schriftstellers richtig interpretiert sein sollte, so
dürfte sich herausstellen, daß der Durchmesser der
Batuschen Wurfsteine zirka 42 Zentimeter betragen
hat. . .
Ganz vorzüglich war schon unter Dschingiskhan
das mongolische Kundschafterwesen organisiert, ob
wohl es den Gipfel seiner glänzenden Entwicklung
erst zwei Jahrhunderte später unter Tamerlan er
reichte, der noch einmal den Glanz der tartarischen
Militärkultur erneuerte und sie durch ein ausgezeich
netes Mittel zur Bäüdigmng der aufsässigen feind
lichen Zivilbevölkerung, seine berühmten Schädel-