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alle Poren des Denkens, hilflos und schmerzhaft aufdringlich zwang sie
uns zu zerstören, was wir errichten wollten. Wurden uns Messer aufge
nötigt, wo wir Bausteine lieber in den Händen hielten. Das neue Ge
schlecht wirft die Messer weit, denn es ist streng und ernst, Aufrichtig
keit ist ihm unbedingtes Gebot. Seine Liebe zu den Lebendigen ist rein,
und die Hände suchen freudig, zu verbinden. Hingegen nichts stellt sich
als so unernst heraus und verführerisch, wie die Chirurgie des Geistes,
die alles zurechtschneiden kann. Und jene ungezählten Umlehren, die vor
unserer verblüfften Zeugenschaft schamlos und geschickt verkündet werden,
sind reifste Früchte der Psychologie, die zu allen Drehungen sofort ein
tieferes Recht anbietet. Ihre große Fähigkeit, nie in Verlegenheit zu kommen,
übertrifft noch maßlos die große Fähigkeit der Weisheit, das letzte Wort
zu behalten. Das junge Geschlecht aber ist ehrlich und schweigt, wo es
keine Antwort hat. Und sein Glück, keine Antwort zu vielen Dingen zu
haben, ist groß.
In ihm die Daseinsgewißheit des Geistes. Das Hingestelltwerden vor
die Fragen und die Aufforderung zur Leistung. Geist ist kein empfind
samer Besitz und Reichtum. Das Herz ist Hingegebenheit, der Geist
aber täglich neu zu beweisen. Er ist Ereignis, während alles andere in
uns Geschichte hat und historisches Leben. Wir selbst: schienen uns
in Überlieferungen ein, es wird immer einmal notwendig. Aber der
Geist geht unbestimmbar und ohne vorgeschiente Richtung. Es genügt
nicht, daß er sich an Dinge und Gedanken festigt, sie genießt oder
zerlegt. Er hat die Pflicht eines heroischen Einsatzes; und nie fühlte ein
junges Geschlecht so klar wie heute, daß Geist getan werden muß.
Weiß, daß die Tat lang einsam bleibt, und erwartet es nicht anders —
selten war geistige Jugend so fordernd und so anspruchslos. Und läßt
sich nicht mehr zu den Versuchen einer dringenden Wirkung ins Weite
überreden . . . Endlich und endgültig kam die Erfahrung, wie sehr
menschliche Werke und die Werke der Reinheit Zeit brauchen für ihre
Festigung in der Welt. Unzweideutige Taten und die große Bereitschaft
leuchten lang vorbildlich und vergeblich. Unzweideutig und bereit steht
das' neue Geschlecht schwankungslos zwischen Enthusiasmus und Ver
achtung, und wußte nie unbedingter, daß jede Kritik erstes Eingehen auf
Kompromisse ist. Es lehnt sie ab ohne Duldsamkeit, steht entschlossener
vor dem Opfer, als vor geteilter Freude. Und geht so weit, daß das
Leben selbst nicht mehr Tatsächlichkeit, sondern Tat wird, die streng
und unvergleichlich ist.