Der Schluß dieser Bejahung autokratischer Gewalt, ist eine symbo
listische Polemik gegen Christus:
„Der an dem Baum des Heiles hing, warf ab
Die Blässe blasser Seelen, dem Zerstückten
Im Glut-Rausch gleich . .
George bringt seine Erlösung, griechisch-germanische Götter:
„Apollo lehnt geheim
An Baldur: „Eine Weile währt noch Nacht.
Doch diesmal kommt vom Osten nicht das Licht.“
Georges Rat, die Macht zu gewinnen:
„Der Kampf entschied sich schon auf Sternen: Sieger
Bleibt, wer das Schutzbild birgt in seinen Marken,
Und Herr der Zukunft, wer sich wandeln kann.“
Und dieser Schluß, der Rat — nicht etwa, geredete Liebe endlich zu
geschaffener Liebe zu machen, sondern — skrupellos eine andere Denk-
und Gefühlsmythologie zu „verfügen“, da die besser zur Herrschaft führe,
dieser Schluß mit Seelen-Industrialismus ist das Traurigste an den acht
Seiten der neuen Nationaldichtung.
*
Man wertet den mißlungenen Volksredner und den angemaßten Seher
nicht an früheren oder anderen Dichtungen. Nicht an Büchern. Und an
denen hat man sie auch nicht zu messen.
Man mißt sie an Schicksalen.
Nur einen Moment denke man neben dem Volksroman an das Zucht
haus Karl Liebknechts, und an seinen ungeheuren, wissenden Kampf,
der um anderes ging als um die älteren Schulden eines Fabrikanten.
Und vor allen Worten völkisch predigender Dichter, höre man neu
das letzte Wort, das Friedrich Adler vor seiner Verurteilung in den Gerichts
saal rief:
„Nicht alle sind tot, die begraben sind,
CDenn sie töien den Qeisi nicßt, ihr Brüder!“
An diesen Menschen zerstiebt der geblähte Ehrgeiz, der nur wirken
will. Denn jene wollen nicht nur wirken, sie wollen verwirklichen.
Stellt man Schicksale als Vorbild auf, und nicht Bücher, so könnte
der Gedanke kommen: Die Erfinder der Bücher sitzen da, mischen sich
nicht unter die Menge, sorgen für ihre innere Sammlung; könnten also
nicht gerade sie durch ihre Gestaltung des Phantasiebildes an Konsequenz
zumindest jene Schicksale weit übertreffen? —