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Sprung ins blutnasse Volk machen und gleich den vielen dunklen Volks
existenzen, die vom Gifte der Organisation verschont geblieben sind und
deshalb protestierend auf die Straße steigen konnten, zusammen mit den
vor Machtlosigkeit schon irrsinnig gewordenen, wenigen jungen Dichtern,
die noch leben, unter beständiger Todesgefahr versuchen, das wegzu
reden, was seit Jahrzehnten in das Volk hineingeredet worden ist . . .
Der dritte Weg, den der Stellungsbefehl dem Untertanen aufreißt, existiert
für mich nicht. Da das tiefste Wort von Jesus Christus: Jede Sünde
kann euch vergeben werden, nur die Sünde wider den Geist nicht*, sich
mit meiner Weltanschauung scharf deckt, kann ich nicht in den Kasernen
hof gehen, oder ins Kriegspresseamt, oder in irgend ein Ernährungsamt. . .
Ich bin mit einer Ladnerin und mit meiner Philosophie verheiratet. Und
kann zur Not in ein Christushoch, in ein Sokrateshoch, in ein Kanthoch
einstimmen. In ein Hindenburghoch oder in ein Kaiserhoch kann ich
nicht einstimmen; denn ich bin kein Sozialdemokrat.**
Das Sprechen hatte ihn angestrengt und erregt; ein Abglanz geistiger
Heiterkeit war nie ganz aus seinem Gesichte verschwunden.
Und entstand wieder, als er, heftig atmend im vierten Stocke an
gelangt, seine Frau begrüßte.
Die scheintot gewesene Ladnerin hatte sich wenig verändert; die
Spitzenkrause schmückte noch ihren kindlich-dünnen Hals. Und in ihren
Augen stand der innere Blick, den Menschen haben, die halb dem Tode
gehören.
Behutsam führte er seine schon schwangere Frau in den niederen,
schiefdeckigen Raum, der Wohn-, Schlaf-, Arbeitszimmer und Küche in
einem war.
Und sah plötzlich, daß auf dem weißgescheuerten Küchentisch, den
der Philosoph auch als Schreibtisch benützte, wieder ein Stellungs
befehl lag.
Der ungeheure Schrecken, gepaart mit augenblicklichem Erkennen
seiner Situation, riß ihn sofort auf die reine Fläche, wo alle Dinge und
Gedanken im schärfsten Lichte stehen, so daß keinerlei Ausflucht, Vor
spiegelung, Selbstbelügung mehr möglich ist.
Da fühlte er wieder das furchtbare innere Weinen, das nicht bis in
sein geistesstarr werdendes Gesicht vordrang. Es glich dem kalten Antlitz
Gottes, als er dachte:
,Es gibt zwei Pole: das korrumpierte, krummgenagelte Weltgeschehen und
das höchste, herrlichste Ziel für den Menschen: das ,Reine Ich* und eine