Volltext: Der Ararat : Glossen, Skizzen und Notizen zur Neuen Kunst (1(1920),11/12)

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zu machen — und um andererseits das moderne 
niederländische Schrifttum, von dem so gut wie 
nichts ins Französische übersetzt wird, der fran- 
zösischen Leserwelt näher zu bringen. Selbst 
ist an die Errichtung einer niederländischen 
Buchhandlung in Paris gedacht worden«. 
F- M. Huebner <im Haag). 
TIROL. 
»Gleichzeitig geht der deutsche Buchhandel, 
nicht zuletzt dank unserem vortreff liehen Valuta 
aufschlag, stark zurück; eine große Brixener 
Buchhandlung wies mir nach, daß sie in dem- 
selben Zeitraum, in dem sie vor einem Jahre 
für 20 000 M. Bücher umsetzte, heute nur noch 
einen Umsatz von 6900 M. hatte, daß sie also, 
wenn man dieVerteuerung der deutschen Bücher 
in Rechnung stellt, im vorigen Jahre vielleicht 
sechsmal soviel deutsche Bücher verkaufte wie 
in der Gegenwart . . . .« 
Prof. J. Baum. 
DIE ABWÜRGUNG 
DER JUNGEN KUNST IN DEUTSCHLAND. 
Gedanken zu dem Luxussteuer ^ Gesetz und anderem Wirrwarr im deutschen 
Kunstleben. 
II. 
Der erste Artikel unter dieser Überschrift in Heft 9/10 
des »Ararat« hat mir eine Menge zustimmender 
Erklärungen gebracht, welche mir zeigten, daß die 
Erregung gegen das kultur- und vernunftwidrige 
Luxussteuergesetz den gesamten Kunsthandel erfaßt 
hat und auch in den Kreisen der Künstler selbst weit 
verbreitet ist. Auch die »Erfolgreichen« haben wohl 
inzwischen das Danaergeschenk der Novelle erkannt. 
Ihre Ateliers werden von Interessenten überlaufen, 
unter denen nur selten wirklich ernsthafte Käufer zu 
finden sind. Die privaten und öffentlichen Kunstaus 
stellungen bleiben ohne Besuch. Meine Herbst-Aus- 
Stellung 1919 war fast aus verkauft, die geringen Ver 
käufe der diesjährigen sind ausschließlich auf das 
Konto von Händlern zu setzen. — Die ganz ge 
schäftstüchtigen unter den Künstlern mögen wohl 
schmunzeln,- aber sind diese für die deutsche Kunst 
die wichtigen? Meine Erfahrung sagt nein. 
Die Glaspalast-Ausstellung dieses Sommers hat 
immerhin namhafte Umsätze erzielt, sie reichen allere 
dings bei weitem nidit an den Millionen-Umsatz des 
Jahres 1919 heran. Das Verkaufsresultat der Sommer- 
Ausstellung der »Neuen Sezession« München war 
kläglich. Die Verkaufsleitung beider Ausstellungen 
hat aber beschlossen, die erhobenen Luxussteuer- 
beträge nicht abzuführen und es auf einen Prozeß 
mit dem Steuerfiskus ankommen zu lassen. 
Dieses bedeutet den ersten tapferen Schritt gegen 
den Steuerunfug. Private Unternehmungen, wie: Paul 
Cassirer, Alfred Flechtheim und meine Kunsthand 
lung, haben bereits jetzt die Konsequenzen gezogen, 
und werden bis zur Änderung des Gesetzes keine Aus- 
Stellungen lebender deutscher Künstler mehr machen, 
keinerlei Werke mehr in Kommission übernehmen 
und sich nur noch auf den Vertrieb der Werke jener 
Künstlern beschränken, bei denen sie sich durch Ver- 
träge das Alleinverkaufsrecht gesichert haben. Die 
nachfolgend abgedruckte Beschwerde der namhaftesten 
Leitungen privater und öffentlicher Kunstausstellungen 
an den Reichskunstwart spricht die Drohungaus, vom 
1. Januar 1921 an die Veranstaltung von KunstaussteL 
Jungen einzustellen. Ein schwerer Entsdiluß für uns, 
die wir unsere Lebensaufgabe darin sahen, den Wer 
denden Bahnbrecher und Wegbereiterzu sein. In neun 
von zehn Fällen taten wir dieses bisher schon ohne 
den geringsten materiellen Erfolg. Das war erträglich, 
so lange eine Bildersendung von Berlin nach München 
oder von Hamburg nach Frankfurt 30 M. kostete. 
Heute betragen die Frachtspesen das 20 fache, dazu 
kommen in derselben Verteuerung die verschiedenen 
Versicherungen des Transports und der Aufbewah 
rung und die verhundertfachten Beträge für die Inse 
rate, Plakate etc. Diese Opfer können uns nicht mehr 
zugemutet werden, nachdem das Gesetz uns jede 
Aussicht genommen hat, durch einen Verkauf wenig 
stens einen Teil dieser Lasten hereinzubringen. Wir 
sind uns voll bewußt, daß dieser uns abgezwungene 
Entschluß die traurige Lage der Mehrzahl der 
deutschen Künstler katastrophal gestaltet, daß dem 
Eisenbahnfiskus enorme Summen an Frachten, den
	        
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