Volltext: Ausstellung Pierre Bonnard, Edouard Vuillard

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grauen Büschen und dem gewundenen Geäst, dem stumpf grau** 
roten Haus und der winterlich grauen violettrot illuminierten 
Wolkenwand? Der zarte Frühlingsabend leuchtet und erlischt vor 
allem für die Frau im rosa Kleid,- und die Familie Terrasse hat 
nur am Sonntag Nachmittag ihre Stube für einige Stunden vom 
Perser auf den Rasenteppich hinausverlegt. Der Künstler nennt 
das Bild «Grande décoration», der Titel «l'Après-midi bour- 
geoise» betont eine Seite, Von dieser Seite her ist es um* 
erschöpflich als ironisierende Schilderung, wer darin einmal tüchtig 
gestöbert hat, mag sich jedoch damit nicht begnügen. Als Malerei 
ist das Bild gar nicht spaßhaft und witzig, nur überaus fein und 
schön ; das zentrale Stilleben auf dem Tisch vor der metallisch 
blanken blauweißen Seide der prallen Großmutter,- der Aus- 
blick auf das weite Land in der Ecke ganz oben,- die gelbe 
Hauswand als stiller Hintergrund der so bewegten Bühne,- das 
Auf und Ab leicht abgestufter, scheinbar kaum getönter Flächen 
auf weiß, die doch so fest zu räumlicher Klarheit und Tiefe 
ineinander wachsen. 
Wenn bei diesem Bild das Lächeln dem Künstler sicht 
bar um die Lippen zuckt, so steckt es sonst nur tief im 
Grunde, etwa in «Etalage» mit der ärmlich-steifen Kleider 
pracht am Straßenrand und der bedächtig prüfenden Kund- 
Schaft, dem muntern Hund. Derartige Bilder können Vorläufer 
oder Ableger der großen Komposition sein. In engem Rahmen 
zeigen sie eine rauhere Malerei als die Arbeiten um 1900 und 
stärker geschiedene Flächen von Licht und Schatten, Man denkt 
an die Nähe von Vallotton und Marquet, In den breit ange 
faßten Atelierszenen Nr, 15 und 16 bauen gleiche Pinselstriche 
das Bild in lichtgrau, zartblau, grün, blau, schwarz und weiß 
und führen es zu größerer Fülle im sitzenden Halbakt Nr, 17 
mit ähnlichen Tönen und einem Weiß mit allen Perlmutter 
spiegelungen von rosa, bläulich, grün und gelb,- doch empfindet 
man kaum Farben, nur klares, weißes Licht und lebendige Form. 
In kurzen Jahren wandelt sich diese Malerei in einer nächsten 
Gruppe, z, B. dem Intérieur mit Akt und grünem Vorhang, 
der Place Clichy, dem sitzenden sich abtrocknenden Akt, zu
	        
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