Volltext: Segantini's letztes Werk

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und zweierlei Gelb setzen die Farbenstriche nebeneinander 
Weiß tritt dazwischen und darauf ein lichtes Blau. 
em. 
Das Orange bleibt allmählich zurück, das Weiß und das 
Blau legen sich zahlreicher zwischen die beiden Gelb 
dominieren. 
und so fort, bis das Blau und das 
Damit aber dieses langsame Verblassen nicht gleichsam 
in eine mathematische Stufenleiter sich auflöse und da 
durch eintönig wirke, schiebt 
Künstler 
hoher 
Stelle noch einen höchsten Lichtpunkt ein: ein kleines 
loses Wölklein segelt mitten durch 
Strahlenmeer 
und allen Lichtglanz in sich saugend, erschimmert es in 
einer Vibration von Rot und Orange. Diese höchste 
Steigerung dort, wo keine Steigerung mehr möglich 
schien, vermochte nur ein Genie der Technik zu erzielen 
und das mit leichter Hand, wie etwas Selbstver 
ständliches. 
Unter dieser Symphonie des Lichtes — wo Fanfaren 
und Oboen 
klingen 
süße Geigen bestrickend durcheinander 
liegt ruhig und müde das abendliche Land 
im weichen Dämmer. Den Gegensatz dieser beiden Reiche 
zum vollsten Ausklang und Einklang zu bringen, 
sicherlich die Aufgabe der letzten Tätigkeit sein sollen, 
zwischen Land und Himmel liegende Gebirge 
noch genauer ziselieren wollte. Ein ewiger Verlust, daß 
dieses nicht möglich ward! So sind das einzige, was auf 
diesem Bilde nicht völlig wirkt, 
halb wie tot 
daliegenden Berge. Sie stark und geheimnisvoll zu be 
leben, wäre dem Zauberstabe des Künstlers zweifels 
ohne gelungen. Aber der Schönheiten sind darüber und 
darunter 
viele, 
das Auge unwillkürlich über 
diesen matten Streifen hinweggleitet und das Fehlende 
vielleicht nicht einmal wahrnimmt. Wundervoll ist das 
beschattete Tal und gerade in der Kargheit seiner Reize 
wirkt es fast religiös-feierlich. Dürres, halbverbranntes 
Gras sproßt umher, ein paar Sträucher strecken fast 
kahle Zweige aus und große, schwere, graue Steine 
liegen, gleich Zeugen ehemaliger vulkanischer Ausbrüche, 
patzig umher. Rauh und unwirtlich erscheint das Tal des
	        
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