Gfossen
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besinnen, daß die Frauen, wo immer sie
zur Herrscherrolle gelangten, schon von
der alten Dido her sich fast immer glänzend
bewährten und große Regentinnen waren,
sei es, weil das Regieren gar nicht so schwer
ist, oder, da es erwiesenermaßen so außer*
ordentlich schwer ist, weil sie vielleicht zu
regieren berufen sind, weil dies vielleicht
<hört! hört!) sogar ihre Spezialität ist. Es
gefällt mir an den Engländern, daß sie
einem Impuls der Selbsteinkehr folgend,
mitten in die politische Debäcle hinein, als
die ersten zur Berufung des ersten weih*
liehen Diplomaten sich entschlossen haben.
Bei uns dagegen heißt es jetzt, die Un*
politischen müßten politisiert werden, aber
dieser Ruf, so berechtigt er auch ist, er*
geht so spät, daß auch schon die Stunde
für eine Selbsteinkehr der Politik selbst
geschlagen hat. Denn was diese noch nicht
wahrhaben wollte, war längst in das Be*
wußtsein der Völker eingedrungen. Ein
Beweis dafür sind gerade jene jüngsten
Völker, die in letzter Stunde auf den Schau*
platz der europäischen Geschichte traten.
Rakowsky, der große Vorkämpfer für einen
Balkanbund, erblickte die Gewähr für eine
nationale Befreiung und Vereinigung bei
den Balkanvölkern und nicht bei den
Balkanstaaten — und 10 Jahre später,
1874, schrieb Karawelow: »Die Haupt*
Ursache der bisherigen Sklaverei ist die, daß
die dhristlidien Nationen auf der Balkan*
halbinsel, sowie alle andern Völker und
Nationen betrogen sind, weil sie Hilfe,
Unterstützung und Heil von den europäi*
sehen Kabinetten erwarteten, und am
meisten von Rußland« und Botjow: »Wenn
die Regierung eines jeden Volkes den Aus*
druck seines eigenen Willens und . seiner
Bestrebungen gewesen wäre, so hätten
selbstverständlich Serbien, Griechenland und
Rumänien, sowie Montenegro längst ihre
Staatsgrenzen überschritten und den Bul*
garen geholfen — aber, wie es scheint,
haben die Regierungen dieser Staaten sich
bisher mit nichts anderem befaßt, als mit
der Nachahmung der klugen Devise eines
Metternich: »Divide et impera!« Und sich
gleicherweise gegen den Panhellenismus
Griechenlands wie gegen die großserbischen
Ideen wendend klagt er diese Staaten an,
daß sie der Idee eines brüderlichen freien
südslavischen Bundes entgegen seien. Die
Neulinge, die das schrieben, nannte man
Revolutionäre, Und warum wollten sie das
Unmögliche? Gewiß nicht, weil es unmög*
lieh war, sondern weil die Großmächte ihr
Prestige von so rationellen Bewegungen
mit Recht bedroht sahen, sie also nieder*
hielten und ihren vorchristlichen Kurs bei*
behaltend, das Dogma von einem Balkan*
Wetterwinkel aufstellten und die Völker
mit weiser Miene dahin steuerten, wo sie
heute angelangt sind.
Sie waren ja, diese Völker, wo sie nur
konnten, vor Ausbruch dieses Krieges
zueinander unterwegs: Die Deutschen nach
der Provence, die Französinnen mit Kisten
und Schaditeln nach München und Bayreuth,
Autos, überfüllte Sleepings,Wanderer, wo*
hin man sah, und statt der Salons, ich
sagte es schon, hatten die Bahnhöfe ihre
»Habitues«, Wer ein Haus besaß, war von
dem einen Wunsch beseelt, es wieder los
zu werden, und nur unter den Politikern
und Kapitalisten gab es noch einen Aus*
schuß, der es für dringend geboten hielt,
daß Europa zu einem Spital zusammen*
breche,- sonst war schon das gröste Zu*
einander im Schwung: ein ewiges Kommen
und Gehen,- kein Verweilen/ nirgends,- bei
niemand.
Und mit Recht,
Herr Borchardt mit seiner, von allen
Registern geschwellten, und doch so weit