Gfossen
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Mein Gott, wie sehnlich wünschte ich,
daß wir, uns selber treu, den anderen Völ-
kern mit der Initiative vorangingen, den
inneren todbringenden Feind zu stellen.
Vielleicht warten sie in England nur dar-
auf, um zuzugeben, daß bei ihnen jener
Militarismus, dem sie bei uns den Garaus
machen wollen, in Lord Kitchener, auf den
sie doch so stolz sind, in seinem subal-
ternsten Glanze erstrahlt,- und daß jener
Imperialismus, den sie, wo er als Pan*
germanismus auftritt, so namenlos verab-
scheuen, in Churchill, von dem sie sich
doch regieren ließen, seinen typisch groß*
mäuligen Vertreter fand. Gut also. Lassen
wir fürs erste die Imperialisten aus dem
Spiel. Machen wir versuchsweise nur gegen
unsere Alldeutsdien Front.
Und so greife ich weiter zurüdc und
sehe etwas Unheilvolles und Gefähr
liches in unserer Arroganz. Sie ist es, die
unserem Verständnis französischerWesens-
art so sehr im Wege liegt. Und sie ist
das Bedenkliche und Hinzugekommene.
Die Franzosen neigen zur Süffisance.
Sie haben stets etwas von Kindern.
Wir nie. Das Ominöse und Charak
teristische bei gewissen Alldeutschen ist,
daß sich die Arroganz bei ihnen an
Stelle der Besonnenheit behauptet und
da Türen zuschlägt, wo sonst Gedanken
wären. Von mir im Jahre 1904 geschrie
ben, sogar gedruckt, aber natürlich igno
riert: »Denn in keinem Lande ist es so
unmöglich, sidi Gehör zu verschaffen, wenn
man nicht in Amt und Würden schon er
graute, wie bei uns. Nur Dichtern, Schau
spielern und Tänzern ist bei uns Jugend
bewilligt.« Ich bitte um Entschuldigung,
wenn ich mich schon wieder selbst zitiere.
Hatte ich aber nicht recht, wenn mir da
mals schon vor jenen Leuten bangte, über
die wir innerhalb des Reiches leichtsinnig
die Achsel zuckten, während man draußen
nur allzu gespannt den paar Schreiern,
wie wir sie verächtlich nannten, auf horchte,
die so lange an der Höllenpforte rütteln
halfen und, wo sie einzurosten drohte, sie
wieder ölten, bis sie sidi von selbst in
ihren Angeln drehte. Ja, aus meinem
Deutschtum heraus hasse ich sie, diese
Schädlinge, wie jene Raupen, die in ihrer
mörderischen Geschäftigkeit die Farbe des
Laubes annehmen, das sie zerfressen, und
sich nicht unterscheiden lassen von der
königlichen Eiche, deren Tod sie bereiten.
Denn ihnen danken wir es heute, daß eine
verblendete Welt mit einer Herzenskälte
ohnegleichen den beispiellosen Kampf mit
ansieht, den ein verkanntes Volk bestehen
muß, nur dem Griechenvolk hierin ver
gleichbar, ja es noch überbietend.
Jene humorlose und sonderbare Korpo
ration aber, welche, den Räuberhut in die
Stirne gedrückt und den Brigantcnmantel
über die Schulter geschlagen, so fürchter
lich verspätet in der Geschichte aufzog,
schiebt sich heute Bismardc als Gewährs
mann unter: ihn, dem sie — man kann in
Anbetracht seiner eigenen unparlamenta
rischen Ausdrüdce über diese Art von
Leuten nur ein entsprechendes drastisches
Wort gebrauchen — schon speifatal ge
wesen sind, als sie noch in ihren An
fängen stedcten, weil er wohl ahnen mochte,
wie sie sich auswachsen würden. Und in
der Tat fehlt heute nichts mehr zu ihrer
Entfaltung. Oder wird mir ein Kenner
Bismarcks entgegnen können, daß die
Art, mit welchem der und jener seine
eine ewig selbe Geste des Handschuh-
hinwerfens meistert, nach Sinn, Art und
Geschmack die des schmiegsamsten aller
Staatsmänner sei? Würde sich der Grün
der des Deutschen Reiches heute von den
Alldeutschen nicht vielmehr boykottiert, ja.