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64° Ganz zutiefst hat man sich nie in der Gewalt. Wie
sollte man auch! (Jede Kleidung wirkt grotesk.) Man stelle
sich vor: man ärgert sich über das Schweigen der An
wesenden und beginnt, darob beiweitem ärgerlicher noch,
zu sprechen, obwohl . . . (Mühsame Überlegungen wie:
„Was soll uns die Neurosenlehre!" oder: „Ist Odol das
Beste rür das Herz?“) . . . Nach wenigen Sätzen ist man
ja doch bereits einwandfrei wütend. Worüber? . . . Das
sicherste Mittel, gegen Schweigende sich zu halten, ist:
ebenfalls zu schweigen. Dies violette Erfahrung, nun ja ...
Man kann eben seinen Haß gegen andere nur genießen,
wenn er nicht bemerkt wird. Man kann sich überhaupt
nur halten, wenn man unentdeckt haßt, verrattert, unter
kellert . . . Voilä: die Wut beschließt, sich zu rächen. Der
Herr exzediert sohin flott, sehr flott... Jedoch: o Empore
alles Lottergestentums — :woran?woran?woran Rache?...
He? . . . (Doch damit entlockt man keinem Leichnam
Gase. Vielleicht aber dem Joachim Friedenthal, der noch
leben soll, eine Zeile.)
65° Kurz, es genügt, sich überzeugt zu haben, daß die
seltsamsten und in der erquickendsten Weise neugierigen
Geschöpfe stets sehr unklar mißliebige Ausländer sind,
die sich vor allem dadurch von dem Seifendreck ihrer je
weiligen Umgebung vorteilhaft unterscheiden, daß sie ihren
Willen nicht auf ihren Verstand loslassen (Bolschewisten).
Wahrhaftig, der Mensch ist weder ein Universaltropus
(Kohlenobligation), noch fähig, durch Abschaffung der Ar
mut die Welt zu bereichern oder etwa die Erträglichkeit
geselligen Beisammenseins zu steigern, indem er weniger
lügt. (Ich besitze die unerschütterliche Überzeugung, daß
ich mein Zeitvertreib bin und ein höflicher Mensch.) . . .
Man kann eben wirklich nicht mehr an die von Buddha
(einem typischen Grenzfall von Ichthiosis und Paranoia)
angesagte Menschheitswelle glauben, wenn man täglich mit-
anzusehengezwungen ist,wie die feschestenTrottoir-Heroinen