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Ich dachte, sie tue es, um die Kälte zu empfinden, aber 
dann bot sie mir flüsternd an, doch gleichfalls auf ihrem 
Mantel zu knien. 
Ich aber hatte plötzlich das lebhafte Verlangen, auf 
dem Steinboden mich niederzulasien, in meinem dünnen 
blauen Batistkleid. Sehnsucht, die Kälte des harten Stein 
bodens in den Knien zu spüren. Diese Neigung überwand 
ich und blieb an Lianens Seite, auf dem langen Betsche 
mel kniend. 
Ich vermochte mich nicht sogleich zu sammeln. Sah Li- 
anes Gesicht, beschattet von den braunen, weich fallen 
den Federn ihres schwarzen Velvethutes. Dann verbarg sie 
das Gesicht in den Händen. Ich sah die Steine an ihren 
Ringen leuchten, und die Melodie aus dem „Walzer 
traum" hatte mich noch nicht verlaßen. Dann aber wirkte 
die Kirchenruhe wohltuend. 
Es kam mir vor, als rücke eine Beterin, zu meiner rech 
ten Seite kniend, ein wenig von mir ab. Ich kann es nicht 
mit Bestimmtheit sagen. Dennoch war ich unglücklich, daß 
ich es überhaupt bemerkte. Ich hätte viel darum gegeben, 
hätte ich in dieser Stunde nicht nach Nizzaveilchen geduf 
tet. Wenn aber hier sich das Wunder vollzieht, kümmert 
sich eine Beterin um Nizzaveilchen? 
Die meisten Frauen trugen Schürzen und Kopftücher. 
Bald hatte ich mein Batistkleid vergessen, hier ist es nicht 
wichtig, was wir für Kleider tragen. 
Die Aufopferung des göttlichen Leibes hatten wir nicht 
versäumt. Die Wandlung hatte noch nicht stattgefunden. 
Ich schlug das Kreuz, und dann war nur noch der Altar
	        
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