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er nicht auf drei zählen könnte! Dreissig ä conto nach
Bern! Und wir hungern zuhaus!“
Jetzt wurde aber auch Herr Häsli fuchtig. „Soll ich
vielleicht von der Luft leben? Hab* ich dir nicht zehn
Franken davon geschickt und den Koffer ausgelöst?“
„Was für einen Koffer ausgelöst? Die alte Schar
teke! Den Koffer hat er ausgelöst! Dreissig Franken
braucht er dazu! Wasserrutschbahn fahren mit den
Menschern! Mit den Kellnerinnen scharwenzeln! Herr
Häsli hinten, Herr Häsli vorne! Schau mich nicht so
an, Mensch!“ Mit ausgebreiteten Händen und vor
gereckter Stirn stand sie da, im Begriff, ihm an die
Gurgel zu fahren.
„Mutter!“ suchte die Tochter zu beschwichtigen.
„Dummes Weib!“ brachte Herr Häsli mit aller
Ruhe und Verachtung auf, sah die Alte an, als zweifle
er an ihrem Verstand, und sah wieder von ihr weg.
„Na, was wollt ihr also?“ schrie Flametti und
wühlte krampfhaft und hitzig in seinen Papieren, um
die Belege zu finden.
„Weiter!“ drängte die Alte, „nur weiter!“
„Zwanzig ä conto an Toni am siebenten.“
„Stimmt, stimmt!“ drängte die Alte, „nur weiter!“
Die zwanzig Franken waren für eine Seidenbluse der
Mutter.
Jetzt war aber Herr Häsli seinerseits erstaunt.
„Zwanzig Franken? Für was?“ fragte er sprachlos.
„KümmeF dich nicht!“ rief Frau Häsli. „Lass dir
lieber vorrechnen, was noch weiter kommt. Damit
du siehst, was für ein Peter du bist!“
„Ja, dann freilich!“ verzichtete Herr Häsli. „Da
hat ja alles keinen Zweck! Da kann man ja schuften