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Von Gottes- und Menschenrechten.
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nommen, daß ein Fleischwarenhändler der letzte sein wird, den
man begräbt. Später stellt sich jedoch heraus, daß noch einige
andere das große Sterben überdauert haben. Die Leidtragenden
sind Revenants und Dreimonatsleichen. Das Begräbnis gestaltet
sich zu einem Festzuge ähnlich demjenigen, der bei den eleu-
sinischen Mysterien stattfand. Zur Rechten des Schauplatzes wird
eine drückend empfundene Finsternis in Kisten verpackt. Zur
Linken zeigt sich ein gleichfalls überlebender Dichtklub eifrig
damit beschäftigt, die Verwesung zu registrieren und die phan
tastische Wirklichkeit zweckmäßig abzuschwächen. Zusammen
stoß zwischen dem Verwesungsmeister und jenem Dichtklub, der
überraschend von der Erotik zum Humanismus übergeht. Der
Verwesungsdirigent läßt sich durch seinen Famulus eingehend
informieren und erkauft sich den Durchzug mit einigen freund
lichen Spenden.
31. V. Die Versuchung, sich an Revolutionen und Revolten zu betei
ligen, ist für junge Menschen und besonders für Idealisten, immer
sehr groß. Die Aussicht, das schönste und wohlgemeinteste Pro
gramm sofort und mit einem Schlage verwirklichen zu können,
ist allzu verlockend. Selbst Baudelaire und Wagner, zwei so
jenseitige Menschen, haben solcher Versuchung nicht wider
stehen können. Freilich sind beide von ihren menschenfreund
lichen Neigungen raschestens wieder zurückgekommen.
*
Merkwürdige Erlebnisse in Berlin. Ich war dorthin gefahren,
um politische Anliegen zu besprechen. Und sah mich am Ende
von allen Seiten mit Aufträgen für die Schweiz bestürmt; Auf
trägen, die indessen keineswegs die Politik, sondern die Valuta
betrafen.