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„Sursum corda!“
ir erheben unsere Herzen in die Einheit und Rraft des
Zusammenhanges ewiger Notwendigkeit und Entfal
tung und erkennen dieses:
Dem walten einer immanenten göttlichen Ordnung
gemäß spaltete sich das vorgeschrittenste und um-
fassendste der antiken Weltreiche, spaltete sich das
Imperium Komanum in ein weströmisches und ein
oströmisches Reich. Göttliche Arbeitsteilung des vor
schreitenden christlichen (menschheitlichcn) Prinzipes nach zwei Seiten hin seiner
Aufgabe, der Einverleibung und kulturellen Bindung eines ungeheueren, viel-
fpältigen barbarischen Seelenmaterials, bewunderungswürdig angemessen:
hier Westrom und das athanasianische Bekenntnis auf die Reiten und Germanen
gerichtet, dort Ostrom und das arianische Bekenntnis vorzugsweise auf die
Slaven und die Völker des Ostens gerichtet, entsprechend einer Abstufung von
wert, Beruf und kultureller Zukunft zweier verwandter und doch sehr ver
schiedener Rassenkomplexe.
Westrom dann von den Germanen zertrümmert. Doch Fortdauer der durch
den Weltreichbildungsprozeß erreichten vorgeschrittensten menschheitlichen
Weltreichbildung in neuer Form: der germanische Heerkönig weströmischer
Raisee geworden; Ostrom aber weiterdauernd, bis es dem polar sich mit der
christlichen Rultur in näheren Bezug bringenden islamitischen Ansturm erliegt,
wobei es seine Rulturfunktion und Herrschaft auf das russische Zarat vererbt.
Also wie zuvor lateinisch Westrom und Ostrom, so jetzt germanischer
deutscher Raiser und östlicher Zar nebeneinander.
Doch noch nicht dies die wahre organische, lebendigst wirkende polseyung!
Diese bereitet sich vielmehr und vollzieht sich mit einer weiteren Entfaltung
des westlichen, deutsch-germanischen Raiserreiches.
Bis gegen das Interregnum heran hat dieses in seiner Macht und Blüte
gestanden. Doch von den fränkischen Raisern an beginnende Loslösung von
Rom; vorschreitender Durchbruch selbsteigenster protestantischer Rasse ger
manischen Rulturtriebes. Aufblüte der germanischen Mystik, Vertiefung und
Rlärung germanischer Geistigkeit und Religiosität, die anfängt, klarer und
klarer reinem christlichen Prinzip und reiner Lehre zu entsprechen. Bald nach dem
Interregnum aber das immer entschiedenere Aufkommen der Sekten, die auf eine
endliche Ablösung desBekenntnisses von Rom hinaus, die Reformation vorbereiten.
Gleichlaufend die zunehmende innere und äußere Zerrüttung des Reiches. Zugleich
kommt die Raiserwürde an die romtreuen Habsburger, deren politisches Interesse
immer nachhaltiger nach dem Osten hin in Anspruch genommen wird. Das „heilige
römische Reich deutscher Nation" nunmehr der Sport der Völker...
Und doch ist das nur sein äußerer Zustand, und in Wahrheit steht es bereits
in einer neuen, noch ungeahnten würde und Rraft, immer unter allen äußeren
wirren sich vollziehenden kulturell polaren Ausgleichung und Neuordnung, die