Volltext: Jahresbericht 1975 (1975)

zeitalters, für das sie Immer stehen werden. 
die Konturen des Gegenstandes nach, den 
er ins Bild setzen will. Die Farben sind 
sparsam angewendet. Auf grauem Grund 
treten rote und schwarze Farbakzente hervor 
und etwas Gold gibt der Malerei eine nicht 
zu übersehende kostbare Wirkung. So wird 
der banale Bildgegenstand wiederum ins 
Asthetische gehoben. Im Stadium seines 
Verfalls ist er aus der endlosen Multiplikatior 
herausgehoben und « verewigt» worden. 
Aber Warhol feiert den Gegenstand nicht. Eı 
stellt ihn in grösstmöglicher Sachlichkeit, 
unsentimental, emotionslos dar. Das Bild 
gehört noch den Werken an, die Warhol von 
Hand malte. Noch am Ende des Jahres 1962 
entdeckt er die Silkscreen-Technik, die ihm 
eine beliebige Reproduzierbarkeit seiner 
Bilder erlaubt. Schon seine berühmten 
Porträtserien dieses Jahres sind in der Tech- 
nik des Silkscreens gemacht. 
Warhol ist der Inbegriff der Pop-Art. Mit 
Roy Lichtenstein ist er der erste, der seine 
Themen In der Trivialwelt des Comic Strips 
findet und aus der für die Masse repro- 
duzierten Graphik ein Tafelbild macht. Im 
gleichen Moment aber entdeckt er auch die 
Welt der Konsumgüter. 1961 entsteht das 
Bild der « Peach Halves», eine erste Vorform 
der «Campbell’s Soup Cans». Von der 
literarischen Anekdote der Comic Strips, 
dem Bilderroman für die Massen, visiert 
Warhol sofort auch die Güter an, die die 
Masse geniesst. Die zahlreichen Bild- 
fassungen der « Cans» bilden einen Höhe- 
Dunkt dieses Themenkreises. Warhol stellt 
sie In verschiedensten Ansichten dar: gereiht 
nebeneinander und übereinander, die 
Etikette mit den diversen Geschmacks- 
richtungen frontal auf den Besucher ge- 
richtet — eine Attraktion der Werbung in 
sich! Griffbereit, wie die Inserate sie uns 
anpreisen. Das Stilleben unseres Konsum- 
zeitalters vermöchte sich nicht besser zu 
oräsentieren. Daneben entstand eine Reihe 
von Skizzen «gebrauchter Dosen», das heisst 
von Konservenbüchsen, die nun nicht mehr 
ı'n Reih und Glied aufgereiht stehen müssen, Wie Warhol « Cans» in einer Reihe von Bilderr 
Jm sich zum Kauf anzupreisen, sondern jene. festgehalten hat, so malt Roy Lichtenstein 
die das Schicksal unserer Welt bereits ereilt 1965 eine Serie von « Brushstrokes», von 
hat: nämlich weggeworfen zu werden. « Pinselstrichen». Er hatte zu dieser Zeit seine 
Mehrere Bilder stellen Dosen als isoliertes Comic Strips bereits als grosse Bildtafeln in 
Sujet dar. In diesen Bilderkreis ordnet sich die Welt geschickt und die Serie seiner 
das Bild des Kunsthauses ein. Die Dose ist «War-paintings» beendet. Das Thema der 
vereits geöffnet und nichts anderes mehr als Serie hatte Ihn von Anfang an beschäftigt. 
ein Wegwerfgegenstand. Die Etikette ist Die «Sunrises» ebenso wie die « Landscapes» 
zerstört, damit ihr Gewand, ihr Ausseres — und die « Explosions » varlierten dasselbe 
eben das, was sie attraktiv machte, um Bildthema über einen bestimmten Zeit- 
gekauft zu werden. Warhols Arbeitsweise ist ablauf. Die « Brushstrokes» aus dem Jahre 
die der Diaprojektion, die er auch bei diesem 1965 setzten dieser Beschäftigung mit 
Bild angewendet hat. Er zeichnet nur noch einzelnen Themenkreisen einen neuen 
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