Der Krieger ist im Begriff, die Lanze zu werfen, welche die erhobene Rechte umfaßte, während
er in der Linken den Schild hielt, Er hat einen Helm und trägt Beinschienen. Das archaische
Lächeln auf den in den Ecken ansteigenden Lippen, klar umrissene Gesichtsflächen. Die Deko-
ration des Panzers besteht aus getriebenen Kreischen.
Etruskische Kunst zirka 500 v.Chr. Vgl. unter den zahlreichen archaischen Darstellungen
von Kriegern dieses Typus eine Statuette der Nationalbibliothek in Paris: Giglioli (129, Taf.
222, Nr. 4).
Römisch, 1. Jahrhundert n. Chr.
23 STATUE DER VICTORIA
Bronze, Höhe 200
Brescia, Civico Museo Romano
Wurde 1826 auf dem Kapitol von Brescia unter einem Erdhaufen gefunden, zusammen mit
andern Bronzen: Bildnissen, Pferderüstungen, Fragmenten von zweirädrigen Wagen und
vielen Simsstücken, die dann im modernen Sockel wieder verwendet wurden.
Die stehende Figur erscheint zu drei Vierteln nach rechts gewandt, mit vorgestreckten Armen,
der linke aufwärts gerichtet; der rechte, zur Hälfte nach unten gebogene Arm scheint etwas
zu halten, Das linke Bein ist leicht gehoben, wie wenn sich der Fuß auf eine Stufe stützen
würde.
Prachtvoller Guß ä ecire perdue, ausgezeichnete Qualität des Kupfers und der Patina.
Kluge und Lehmann-Hartleben (160, S. 105—109, Taf. XXXIII und Fig. 1—2), welche die
Figur auch technisch gründlich studiert haben, sind zu folgenden Schlüssen gelangt: durch
Fall hat die Statue Schaden gelitten, was sich in der starken Senkung des Kopfes gegen die
Brust hin zeigt, durch welche die Kopfneigung verstärkt wird. Die heutige Stellung der Statue
ist nicht ganz richtig, sie erscheint schief wegen der Flügel, welche später in plumper Weise
angefügt wurden und aus schlechterer Bronze sind. An Stelle des Schildes, welcher eine
moderne Ergänzung ist, hielt die Figur einen Spiegel. Die Statue war ursprünglich eine Aphro-
dite, vom berühmten korinthischen Typus, dessen treueste Nachahmung die Aph:odite von
Capua, eine kalte Arbeit aus Hadrianischer Zeit, im Museum von Neapel ist, und der obere
Teil des Körpers war unbekleidet, Sie muß am Ende der Augusteischen Epoche entstanden sein,
während die Umgestaltung in eine geflügelte Victoria wahrscheinlich auf das 3. Jahrhundert
zurückgeht. Man hat auch vermutet (Rizgini, 274, 8. 6), die Victoria habe auf einem Wagen
gethront, von dem gleichzeitig mit ihr Reste gefunden wurden. Wenig wahrscheinlich ist da-
gegen die Beifügung eines Schildes, auf dem die Göttin siegreiche Taten verzeichnet (Museo
Br., 336, S. 24), welche zwar durch andere Denkmäler der römischen Kaiserzeit bezeugt ist,
z. B. durch ein Reliet der Trajanssäule. Die Behandlung des Gewandes der oberen Körper-
partie (eng anliegender Chiton) ist typisch römisch, während der Kopf mit seinem träumeri-
schen Blick und die Haartracht mit dem durch Sılberinkrustierung verzierten Band den grie-
chischen Meisterwerken näher steht. Auch die Drapierung des Gewandes um die Beine ist
sehr verschieden vom hellenischen Vorbild.
Diese Statue ist ein eigenartiges Beispiel der Verwandlung einer hellenischen Aphrodite des
4. Jahrhunderts in eine römische Siegesgöttin.
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