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Sie sagte sogar, ich dürfe sie behalten. Ich wußte gar
nicht, daß man als Kellnerin unbedingt eine Tändelschürze
braucht. Es ist ein wahres Glück, daß ich dieses Zimmer
genommen habe.
Sie hat mir auch eine Brennschere geborgt, und ich
hab' mir einen Bubenkopf gelockt. Es macht mir Spaß,
ich sehe ganz anders aus als heute früh. Ich freue mich
auf den Abend, als solle ich die „Waise von Lowood"
spielen. Ich habe nicht einmal mehr Hunger.
Die Wirtin hat mir Kaffee angeboten, aber ich habe
dankend abgelehnt. Es war ja schon so nett von ihr, mir
ohne Vorauszahlung und ohne Gepäck das Zimmer anzu
bieten.
Ich werde ohne Hut in die Kneipe gehen, den Hut als
Pfand bei der Wirtin lasten. Dann wird sie nicht miß
trauisch sein, daß ich etwa nicht wiederkomme. Ich sehe
auch ohne Hut mehr nach Kellnerin aus.
Wie tut mir der Kopf doch weh! Und das vom Wein.
Bin doch sehr unbedacht gewesen. Wie habe ich nur ver
gessen können, über das Animieren nachzudenken! Das
Animieren und Selbst-Weintrinken ist doch das wichtigste!
Es ist das erste Mal, daß mir der Kopf ^om Wein weh
tut. Oh, oh, oh.
Ob ich in diesen Keller noch einmal zurückgehe?. Ich
weiß nicht. Aber ich habe nicht lange Zeit zum Ueberle-
gen.