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Die Flucht zum Grunde.
verfallen, weil sie nicht von Gott, sondern nur von sich selber
lernen wollten.
Minucius Felix, an Cicero und Seneka gebildet, wendet sich
schließlich von der Philosophie, auch von dem ,attischen
Possenreißer Sokrates* ab und jubelt hell auf im Bewußtsein,
einer Gemeinschaft anzugehören, die nicht Großes rede, son
dern Großes lebe.
Tertullian will nichts wissen yon einem stoischen, platoni
schen oder dialektischen Christentum; Plato ist ihm der Patri
arch der Häretiker, die ,Gewürzkiste*, aus der alle Irrlehrer
geschöpft haben. ,Was haben*, fragt er, ,Athen und Jerusalem,
was die Akademie und die Kirche, was die Häretiker und die
Christen miteinander gemein?*
Epiphanius zählt die griechischen Philosophenschulen unter
den gnostischen Häresien auf. Und für Theodoret ist die Philo
sophie eine ,hellenische Krankheit*.
2. die Stellung zur Willensfreiheit. Eusebius, Diodor von Tar
sus, Lactanz bekämpfen den stoischen Fatalismus. Der Gnostiker
Bardeisan oder einer seiner Schüler verfaßt eine eigene Schrift,
worin er die astrologische Form des Determinismus zu wider
legen sucht. Vor allem wendet sich Augustinus gegen das
,Fatum*. Daß aber die göttliche Providenz alles im Weltlauf vor
her geordnet habe, das hält auch sein Glaube fest. Wer nur den
Zufall herrschen lasse, den will er noch schärfer bekämpfen als
die Stoiker es taten.
3. Der Logos ist es, der das Fatum durchbricht. Seine Inter
pretation ist verschiedenartig. Bei Justin ist er das Schöpfer
wort und der Offenbarer Gottes an den menschlichen Geist, samen
haft in allen Menschen sprechend, sonnenhaft hervorgetreten in
Christus. Bei Origenes ist er der Schöpfer der Welt, der ein ,in-
telligibles Geisterreich* hervorbringt. Bei Augustin umschließt er
in den Ideen die vorbildlichen Gedanken der Gottheit, in denen