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hat, daß Oesterreich nicht den Namen eines Rechts
und Verfassungsstaates tragen kann und daß eine
kleine unverantwortliche oligarchische Gruppe und die
Bureaukratie unter dem Drucke und der Mitarbeit
eines Teiles der deutsch-nationalen Abgeordneten, es
wagen dürfen, den Ruf eines Parlamentes zu töten,
das auf der Grundlage des gleichen Wahlrechtes ge
wählt ist.
Die Regierung fürchtet, das Parlament könnte
öffentlich den wahren Willen der in ihm vertretenen
Völker kundgeben.
Die Abgeordneten der Südslawen und Tschechen
werden nie und in keinem Pall irgend eine Oktroierung
anerkennen, ebenso keine einseitigen Verordnungen,
sondern mit der größten Entschiedenheit dagegen käm
pfen; sie lehnen jede Verantwortung für die weitere
Entwicklung ab, und werden solidarisch ausharren im
Kampfe gegen den Absolutismus und im Kampfe für
Freiheit, Demokratie, Selbstbestimmungsrecht und für
ihre politische Selbständigkeit.
Wir fürchten keine Gewalt!
Wien, 7. Mai 1918.
Br. Anton Korosec
Frantisek Stanek
KONGRESS
DER UNTERDRÜCKTEN VÖLKER
ÖSTERREICH-UNGARNS IN PRAG*)
17. Mai 1918.
(Nummer 43, 29. Mai 1918**)
Die am 17. Mai im Prager Repräsentantenhause
abgehaltene politische Versammlung aller Festteil
nehmer wurde vom Präsidenten des Festausschusses,
Dr. Kramarz, eröffnet, der unter anderem ausführte:
„Bei diesem feierlichen Anlaß wollen wir von allem
*) Anläßlich des 50jährigen Jubiläums des „Tschechischen
Nationaltheaters“ in Prag.
**) Siehe Leitartikel „Prag“ von S. Flescli und „Zur Feier in
Prag“.