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Gugen ßewin= Q)orscß:
DER HERR DER NATUR
Wir wissen, daß eine mit höchster Bewußtheit organisierte Grausamkeit
unablässig am Werke ist, die zur inneren Übereinstimmung mit sich selbst und
zur Geistigkeit bestimmte Gestalt der Menschheit zu verwunden und zu ver
stümmeln ; und gleichzeitig glauben wir zu sehn, daß die Natur als ein Sinnbild
des ewigen Friedens, als die sichtbar gewordene Idee der Einheit und als die
Verkündigung des höheren Zusammenhanges alles Lebens sich vor uns hinstellt.
Wem das Entsetzen und der zur Regel gewordene Schrecken des gegen
wärtigen Schicksals durch eine beständige Vergegenwärtigung und durch
eine von dem moralischen Gewissen aufs strengste geforderte Verdeutlichung
dieses Leidens zum Besitze seines eigenen Lebens und Leidens geworden ist,
der wird das reine und in jedem ihrer Teile geschlossene, ästhetische Bild
der Natur wie einen unerbittlichen Vorwurf und eine unabweisbare Anklage
empfinden müssen. Denn dieses Bild täuscht einen Frieden vor, der aus
uns selbst geschwunden ist und bringt uns einen Genuß des Daseins in
Erinnerung, zu dem wir die Kraft und alles Recht verloren haben. Als ob
sich eine dunkle Wolke vor das leuchtende Gestirn des Geistes gestellt hat,
entfaltet sich das Leben der Menschen in Schuld und Selbstzerstörung — der
selben Menschen, auf die sich einst der Glauben richtete, daß sie durch
die Kraft ihrer Vernunft, durch die ursprüngliche und überlegene Be
stimmung ihres geistigen Wesens dazu berufen seien, die jetzt als Vorbild
auftretende Natur zu überwinden, sich über ihre ungeistige Gesetzlichkeit
zu erheben, die blmde Macht des Schicksals durch ununterbrochene, schöpfe
rische Handlungen zu vernichten, sich selbst in Freiheit zu setzen und von
dem Licht ihrer Erkenntnis das Licht des Himmels überstrahlen zu lassen.
Aber die Fähigkeit zu erkennen und bewußt zu wollen, richtet an den
Menschen in jedem Augenblicke seines Daseins die Frage der Wahl und
der Entscheidung über sich selbst. Denn gerade weil er diese Kraft besitzt,
vermag er durch einen verkehrten, ja zur Verschuldung hinführenden
Gebrauch noch unter die Natur selbst, über die er sich stellen sollte,
tief hinabzusinken. In ihr ist gar nichts anderes wirksam als jene sich in
einem unendlichen und ziellosen Kreislauf erneuernde und wieder zerstörende
Lebenskraft, als das ungeistige Gesetz, sich in ihrem kosmischen Bestände
durch einen unablässigen Ausgleich aller Kräfte zu erhalten. Sie ist ganz
und gar nur das, was sie in jeder einzelnen ihrer akzentlosen Zustandsver
änderungen ist. Sie trägt in sich selbst keine Idee und keine Forderung,