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zu erheben, in welchem die Menschheit sich in ihrer wahren Gestalt, als
Einheit, unversehrt und ungebrochen, findet. Oder aber, wie durch einen
magischen Zauber geblendet, jene dunklen Mächte des Schicksals gegen
sich selbst heraufzubeschwören, um von ihnen das zur Einheit bestimmte
Wesen zerteilen und zerreißen zu lassen. Wie wenn der Erbauer eines
Hauses die von ihm selbst nach einem einheitlichen Plane zusammenge
fügten Steine durch einen magischen Ritus beseelte und die beseelten auf
riefe, aus dem errichteten Bau herauszuspringen und ihn durch ihre Rückkehr
in ihr früheres Chaos auseinander brechen zu lassen.
Die letzte Aufgabe des Menschengeschlechts besteht also in seiner
geistigen Einigung zur Menschheit, durch die Erkenntnis und die Verwirk
lichung ihres wahren Wesens. Die bewußte Preisgabe seines freien Willens
zur Einheit, die Selbstentzweiung und Selbstzersetzung durch den schuld
vollen Mißbrauch seiner geistigen Kräfte — dies und nichts anderes ist der
Begriff des Krieges. Die unvergleichliche und unverlierbare Gedankentat
der Propheten des antiken Israel besteht in der Erkenntnis, daß die von
allen ihren Gegensätzen restlos erlöste und in der ungeteilten Verehrung
göttlich-menschlicher Sittlichkeit geeinte Menschheit den ewigen Frieden
selber darstelle und gewährleiste:
„Gott spricht Recht zwischen den Völkern,
Zahlreichen Völkern lehrt er Gerechtigkeit.
Sie aber schmieden aus ihren Schwertern Pflugscharen
Und Winzermesser aus ihren Lanzen.
Kein Volk mehr hebt gegen das andere sein Schwert,
Kriegshandwerk lernen sie nicht mehr.“ (Jesajas)
Die Trennungen und Grenzen, welche die Nationen zwischen die
Menschen legen, die Scheidungen der Rassen, Stämme und Staaten sind
die Hemmungen und Einschränkungen der naturhaften Mächte. Vor dem
reinen Geiste der Menschheit sind sie Schein und Lüge. Denn die Mensch
heit ist Einheit mit sich selbst. Aber der uralte, magische Zauber, der aus
der Schicksalsmacht aufsteigt, entfesselt ihre dunklen Gewalten gegen jenen
heiligen Geist, blendet den Willen der Menschen, richtet ihn gegen sich
selbst und stürzt ihn in Verschuldung. Aus der Lüge solcher Trennungen
wächst das von Blut triefende Gespenst des Krieges und der Entzweiung.
Durch den Besitz der Vernunft und des geistigen Willens ist die Mensch
heit mit der Freiheit begabt, den Weg der Selbstvervollkommnung, den
Weg der Verwirklichung ihrer sittlichen Bestimmung, ihrer Selbstbefreiung,
den Weg zur Einheit und zum Frieden mit sich selbst einzuschlagen — oder