„die Drang und Not den Vätern gleich gebildet; wie in den
Tagen, in denen der Hochmut lachte und die Demut weinte”.
Vielleicht hat dieser Aufruf den jungen Maler bestärkt im
Plane, für seine Bilder vaterländische Motive zu wählen.
Pestalozzi war vom erzieherischen Eros so sehr erfüllt, daß
er auch die Kunst in den Dienst seiner Bildungsbestrebungen
zu nehmen wünschte. Sein Glülphli, der die neue Schule in
Bonnal einrichtet, hängt vor seinem Sitz einen schönen
Kupferstich auf, der einen alten Mann mit langem weißem
Bart, gerunzelter Stirn und großen, offenen Augen dar-
stellt. Er soll ihm — mit seinem erhobenen Zeigefinger —
Mahner sein.
Ein sentimentales Zeitalter und die Not seines Volkes
haben Pestalozzi zum Gegner alles Schwärmerischen werden
lassen: „Ich bin kein Veilchentändler und lobe nichts weniger,
als daß der Mensch vor Blumen schmelze und ob Mücken
weine. Sie sind vorbei, die Tage meiner Tränen, und ich habe
erfahren, daß der Mensch, der ob Blumen schmilzt, sein Brot
nicht gern im Schweihe des Angesichts ist.” Wo die Kunst
in den Dienst der Erziehung genommen wird, soll sie nach
Pestalozzis Ansicht helfen, ein starkes Geschlecht heranzu-
bilden,
Fühßli und Pestalozzi wenden sich von aller Natur-
schwärmerei ab; mehr und mehr interessiert sie — jeden
nach seiner Art — die Deutung des menschlichen Wesens
mit seinen innern Spannungen und seiner Tragik.
Zürich vermag keinen von beiden zu halten. Füßli hat
schon um 1765 sich von seinen Freunden verabschiedet:
„Land, o dem ich entfloh! Bande, die ich zerriß! Freunde,
kaum mehr beweint! Eilt ich von Euch nicht so?
Spiele, brause, mein Tag; für euch verloren treibt er der
Ewigkeit Meer mich zu!”
Aus seiner materiellen Not heraus hat Heinrich Pestalozzi
nur langsam den Weg zur Kunst gefunden. Der Basler Iselin
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