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Und Traute, nahm die Gelegenheit wahr, sich ein
wenig zu beschäftigen, indem sie Frau Schnepfes Hals-
bördchen schloss, dessen mittlerer Druckknopf ent
gegenkommender Weise verbogen war und allen Ver
suchen, ihn mit der Nabe zu einem Ganzen zu verei
nigen, beharrlichst widerstand.
Was für einen langen Hals die Frau Schnepfe hatte!
Und wie sie’nach ,Wurmsamen* roch!
Mittlerweile hatte nun Jennymama ein Portemonnaie
da, nahm eine Handvoll Silber, tat es hinein, stand
auf, ging zu Herrn Meyer ans Klavier und sagte:
„Lieber Herr Meyer,“ flüsternd, „ach, nehmen Sie
doch mein Portemonnaie zu sich bis nachher! Es stört
mich beim Umziehn. Ich habe keine Tasche im Kleid.
Gell ja?“ Und legte Herrn Meyer vertraulich die
Hand auf die Schulter.
Und Herr Meyer steckte das Portemonnaie zu sich,
ohne viel Worte zu machen und wischte die schweis
senden Tasten ab.
„Dank’ Ihnen!“ sagte Jennymama, „puh, welche
Hitze!“ und streckte sich im Korsett, dass das Fisch
bein knackte und setzte sich wieder zur Kasse.
Und Traute stand auf, unauffällig, duckte sich,
schlich zu Flametti, und raunte hastig mit fliegenden
Augen an ihm empor:
„Man himmt Geld aus der Kasse!“
„Wer?“
„Jenny!“
„Dann gib acht, wieviel sie nimmt!“
Und Traute fühlte: Triumph!, setzte sich harmlos
wieder Zur Kasse und begann ein Verlegenheitsspiel
mit Amaliens Seidenpintsch.