Volltext: Die Flucht aus der Zeit

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Von Gottes- und Menschenrechten. 
volution vor. ,Daher', sagt Seil in seiner naiven Weise, ,der 
Zauber, den er auch auf unsere größten Staatsmänner und Feld 
herrn ausgeübt hat. 
In seiner „Theosophie des Julius“ zeigt Schiller einen seelen 
vollen Pantheismus: in Gestalt einer Verbindung von Leibniz und 
abermals Spinoza, wie zu gleicher Zeit Herder. ,Ich habe keine 
philosophische Schule gehabt und wenig gedruckte Schriften ge- 
gelesen', gesteht er. Nach der durch Körner vermittelten Lek 
türe Kants ist für Schiller der Dualismus, die Zweiheit der Welten 
Diesseits und Jenseits aufgehoben. An dessen Stelle tritt der 
Gegensatz von scheinbarer und wirklicher Welt. 
Schillers Geschichtsphilosophie: die Menschheit hat einen mo 
ralischen Endzweck, die Freiheit (nur die intelligible aber!) wird 
in der Geschichte verwirklicht; und zwar folgendermaßen: die 
natürlichen Anlagen streben unbewußt durch die Zwietracht der 
Interessen der Freiheit zu. Das Freiheitsziel soll nicht bloß in 
stinktmäßig durch das Getriebe der Selbsterhaltung (Spinoza) und 
den Drang der Interessen gefördert, sondern vernunftmäßig er 
kannt (darin besteht die Freiheit) und aus Einsicht und Gesinnung 
gelöst werden. 
Als Bürger der französischen Revolution plant Schiller eine 
Schutzschrift für den unglücklichen König. Der Versuch des fran 
zösischen Volkes, sich in seine heiligsten Menschenrechte ein 
zusetzen, habe doch nur das Unvermögen und die Unwürdig 
keit desselben an den Tag gebracht. Als Aufgabe ergibt sich, 
an Stelle des Vernunftstaates, der einstweilen noch in weiter Ferne 
steht, das Vorbild, einen ästhetischen Staat schöner Seelen zu 
setzen, das heißt die Gleichheit und Freiheit zunächst auf ästhe 
tischem Wege zu verwirklichen. 
Es findet sich bei Sch. keine irgend belangvolle Äußerung 
über Christus. Das Genie schafft nach autonomen Gesetzen, aus 
einer Ahnung höherer göttlicher Wirklichkeit.
	        
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