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dem schönen Buche „Anna-Blume“. Jeder Gebildete sollte es
besitzen). Solchen Unfug läßt man in Hannover sich nicht
gefallen. Die Seele der Intellektuellen begann zu kochen, man
nahm Blei- und Blaustift zur Hand und aus dem Produkt
„des Geisteskranken“, wurden priapische Verse, roh, heidnisch,
schamlos Diese Verse werden demnächst als Privatdruck
erscheinen.
Die Presse berichtet:
Niedersächsischer Volksbote: Vor der Anschlagsäule.
Wer vor reichlich acht Tagen durch die Straßen der Stadt
Hannover ging, wird sich gewundert haben, daß an den meisten
Anschlagsäulen ein großes Papier geklebt war mit blauem Druck
auf weißem Grunde. Wohl 1 Meter hoch war das Plakat und
fiel allen in die Augen, die vorbeikamen. Was darauf stand?
Die heiligen zehn Gebote! Eins nach dem andern stand dort
mit dicken Buchstaben, und jeder der vorbei kam, mußte eins
von den Geboten lesen: Du sollst nicht ehebrechen, Du sollst
nicht stehlen, und wie die Gebote alle heißen. Es ist traurig,
daß etwas auf den Straßen ausgeboten werden muß, was uns
allen ins Fleisch und Blut übergegangen sein sollte, aber keiner
von uns wird anders als mit Dank an den Menschenfreund und
guten Christen gedacht haben, der diesen Dienst der öffentlichen
Mission in unserer Stadt getan hat, „Irret euch nicht, Gott läßt
sich nicht spotten! das stand noch unter den 10 Geboten, wei
ter gar nichts.
Wer heute wieder durch die Straßen der Stadt geht, findet wieder
ein Plakat angeklebt: An Anna Blume! steht darüber. Lachend,
lesend, kopfschüttelnd stehen die Menschen davor. „Der Mann
ist verrückt,“ sagen die meisten, nachdem sie gelesen haben,
gehen ihrer Wege und erzählen zu Hause von dem Plakat an
der Anschlagsäule. Ob ihr Urteil recht ist, mag der Leser
selbst entscheiden.
Wir wollen gut von den Hannoveranern denken und annehmen,
daß sie lieber auf den Titel eines Gebildeten verzichten als das
angepriesene Buch kaufen. Aber sind die beiden Anschläge
nicht ein Zeichen in unserer Zeit? Zwei Mächte ringen mit
einander um die Volksseele. Hier Christentum und dort der
Geist der Zersetzung, der Auflösung, der Geist des Sichgehen-
lassens und gesteigerter Sinnlichkeit. Wüßte dieser Futuristen
künstler nicht, daß er auf einen großen Teil des Publikums
rechnen könnte, dann hätte er sich das Geld gespart für diesen