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Rette Scfiicftefe • Hans im ScBnafienfocß
Stark fuß (erhebt sich): Hans, wenn ich dir sage: von jetzt an bis
zum Ende dieses Krieges, der wahrscheinlich das furchtbarste Wag
nis ist, das je ein Volk auf sidi genommen hat, kennen wir ein
ander nicht mehr, so kündige ich dir nicht die Freundschaft, sondern
spreche nur aus, was du sicher auch schon gefühlt hast. Wir stehn
einander im Weg, Der Gang heute zu dir fiel mir so schwer, wie
noch keiner. Trotzdem mußte ich her, um — ja, du wirst lachen, ich
dachte, ich könnte dir irgendwie über die erste Stunde weghelfen.
Du hast gesehn, es ging nicht. Und ich halte es auch nicht länger
aus. Leb" wohl, Dimpfel, leb wohl, dunkler Kamerad, Pass’ auf deine
Kirche auf und gib acht, daß kein Franzose hinaufsteigt, um zum
Fort hinüberzublinzeln, denn sonst hast du sie gesehn, — Geht ihr
beide mal hinaus, ich habe dem Mann noch etwas zu sagen,
Dimpfel: Dann bleiben wir auch gleich draußen, gelt? Viel Glück,
Soldat, Ich denke, Weihnachten trinken wir hier unsern Glühwein
zusammen. Da wirst du etwas zu erzählen haben,
Starkfuß: Ist recht, Dimpfel.
Schmitt: Du, ich bete für dich, als ob du mein leiblicher Bruder
und nur, daß du am Leben bleibst, weiter nichts. Wenn
ich dich verlöre, würde ich um vieles ärmer,
Starkfuß: Gottesmann, das schreib ich meiner Mutter, Daß so
gar ein katholischer Pfarrer für ihren Sohn betet. Sie wird es nicht
für möglich halten. Ich glaube, sie hat noch keinen aus der Nähe
gesehn. Bei uns muß man drei Stunden mit der Eisenbahn fahren,
um auf einen Katholiken zu stoßen,
Dimpfel: Salü!
Starkfuß: Salü, Dimpfel.
Schmitt: Eine gesegnete Medaille würdest du von mir nicht an
nehmen?
Starkfuß: Nein, aber dein Gebet,
Schmitt: Du hast recht. Komm wieder.
wärst
ACHTER AUFTRITT
Starkfuß, Hans.
Starkfuß: Jetzt kommt das Schwerste,
Hans: Mach's schnell. Leb" wohl.